Gedicht
„Gut sein lassen“ von Jürg K. Spielmann
Gut sein lassen
Ach anders hätt ichs wollen
nein so nicht hätt es sollen
sein wie es damals war
doch ist es so gekommen
hat seinen Lauf genommen
ich seh es deutlich klar
Hätts besser machen können
dem andern etwas gönnen
nahm oft für mich das Licht
geschehen ist geschehen
es lässt sich nicht mehr drehen
und ändern kann ichs nicht
Und was mit all den Küssen
hätt sie erwidern müssen
hatt anderes im Sinn
steh da mit offnen Armen
die Zeit kennt kein Erbarmen
was war ist längst dahin
Ich schau zurück oh schämen
könnt wieder mich und grämen
man schalt mich gar Betrüger
noch eine Chance ihr Leute
es liefe besser heute
danach sind viele klüger
Was alles ich verpasste
kein Wunder wie ich haste
vom Juni bis zum Mai
man sagt zwar aufgeschoben
nicht heisse aufgehoben
nur einmal ists vorbei
Was soll nun weiter werden
mein Gang von dieser Erden
wer weiss steht bald bevor
wohin mit all den Scherben
wie wird es sein das Sterben
der Schritt durchs letzte Tor
Das ist nur eine Seite
es gibt noch eine Zweite
ein andrer Brille Blick
ist vieles auch gelungen
und Glück sich ausbedungen
Geheimnis mein Geschick
Vielleicht es gut sein lassen
ob Lieben oder Hassen
ob Jubel oder Schmerz
das LASSEN kann es wenden
was hätt ich schon in Händen
als offen weit das Herz
Wer wäre denn vollkommen
das hellste Licht verglommen
wenn letztes Stündlein schlägt
tat einfach was mir möglich
ob kunstvoll oder kläglich
zuletzt die Hoffnung trägt
© Jürg K. Spielmann